05.07.2012

Rede zur Verabschiedung von Herrn OStD Eckardt Lüblinghoff,

Woeste-Gymnasium Hemer, am 5. Juli 2012


Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Lüblinghoff,

soeben haben Vertreter/-innen Ihre dienstlichen und Ihre beruflichen Stationen als Lehrer gewürdigt. Nachzurechnen, wie lange Sie zur Schule gegangen sind, nun, das wäre müßig. Denn von A, vom Anfang als Abc-Schütze an, bis heute gab es alltägliche Tage, schöneTage, verregnete Tage, Konferenztage und es gibt andere, besondere "Tage wie diesen".

Nun, es gilt, Sie, lieber Herr Lüblinghoff, als Schulleiter zu verabschieden. Auf meiner Einladung steht das Wort "Schulträger" . Also musste eine "schultragende Rede" her, oder besser! ein "schultragendes Grußwort", das rhetorisch, soweit ich weiß, speziell noch nicht beschrieben und untersucht wurde. In diesem Fall ist es aber gar nicht abwegig das schultragende Grußwort:
Denn ein "Leiter" benötigt auch immer einen "Träger". Man denke konkret, physikalisch an Experimente, ideell im Kunst und Kulturbereich an Mäzene oder im Rahmen von public-private-partnership an Sponsoren.
Die Stadt, also Hemer, vertreten durch die gewählten Gemeinderatsmitglieder, entscheidet ganz konkret in welcher "Form" Schule getragen wird. Und um diese äußere Form pädagogisch mit Inhalt zu füllen, bedarf es des Lehrerkollegiums, der Verwaltungsmitarbeiter und vieler andere.
Und nun kommen Sie ins Spiel, lieber Herr Lüblinghoff. Denn um zielführend das Gymnasium zu positionieren, bedarf es immer auch einer Leitung. Seit dem 2. Dezember 1991 sind Sie Leiter des FriedrichLeopold-Woeste-Gymnasiums der Stadt Hemer.
Seit 21 Jahren! In dieser Funktion lernte ich Sie mit meinem Amtsantritt kennen. Das ist nun auch schon 9 Jahre her.
Ich gestehe, mein Schülerbild war schon ein wenig geprägt von dem gängigen Klischee, Lehrerinnen und Lehrer hätten nachmittags frei und ansonsten Ferien. Der Direktor hat es dabei noch besser! Statt sich, wie die Kollegen, mit Unterrichtsplanung und Schülern zu beschäftigen, kann der Direktor gemütlich in seinem Büro sitzen, Briefe unterschreiben, gelegentlich als Autorität auf den Plan treten, wenn es ganz schlimm kommt.
Und überhaupt: normalerweise sieht man ihn nur ca. 4 Mal im Jahr: zur Begrüßung von 5. Klässlern, von Referendaren, zur Verabschiedung und Einstellung von Kolleginnen und Kollegen sowie beim Abitur.
Ich kann Ihnen versichern, das hat sich bei mir durch die jahrelange Kooperation zwischen uns, dem Träger und dem Leiter, grundlegend geändert.
Und was ich als Schüler nie vermutet hätte, die Funktion des Schulleiters und des Bürgermeisters sind sich nicht unähnlich: da gibt es viele Gemeinsamkeiten, Vergleiche sind möglich.
Als Dienstherr und Verwalter waren Sie, Herr Lüblinghoff, für den geregelten Betrieb und die Organisation genauso federführend verantwortlich wie für Personalfragen. Sie waren "der" Ansprechpartner für die Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Erziehungsberechtigte und natürlich der Politiker vor Ort. Eine schwierige Aufgabe - wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Denn als Vermittler und Mediator, manchmal sogar als Streitschlichter, müssen häufig unangenehme Wahrheiten sensibel und diplomatisch verkauft werden. Das muss Ihnen in der Regel wohl gut gelungen sein, dafür sprechen die vergangen 21 Jahre, Sie sehen eben auch heute noch sehr rüstig aus!

Als Gebäude- oder Facility-Manager mussten Sie dafür Sorge tragen, dass inhaltliche und technische Veränderungen, Neuerungen und diverseste Anforderungen zügig und optimal umgesetzt werden. Natürlich mit Blick auf die Qualität. Was zeigt, dass Ihre Rolle in allen Punkten immer auch die eines obersten Qualitätsmanagers war.
Jede Änderung, sei es pädagogisch, konzeptionell, Curriculum oder Stundentafel betreffend, durch Mitwirkungsgremien wie Schüler- und Elternvertretungen gefordert, sollen schnellstmöglich ohne Reibungsverluste umgesetzt werden.

Technische Neuerungen, Vorgaben von Dritten in Bereichen wie Sicherheit, ich sage nur Brandschutz, all das muss realisiert werden. In Form gebracht werden.
Hier liegt die engste Verknüpfung zwischen Ihnen als Schulleiter und dem Schulträger.
Sie, lieber Herr Lüblinghoff, haben es verstanden, auch auf die Klaviatur der Politik zu spielen. Deshalb hat das Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium als pädagogische Einrichtung unter Ihrer Leitung in den vergangenen 21 Jahren das Ansehen und den hervorragenden Ruf, den es u.a. auch durch Ihren Vorgänger, Herrn Dr. Alfred Meyer hatte, ausbauen und nach modernsten Kriterien weiterentwickeln können.
Ich denke, wir als Verwaltung- da beziehe ich natürlich auch die politischen Gremien mit ein, waren uns gegenseitig verlässliche Partner.
Besonders deutlich wird dies an der Zusammenarbeit im Hinblick auf die Landesgartenschau, wo Sie ja auch noch Aufgaben im gesellschaftlichen Umfeld eingenommen haben. Unter Ihrer Führung, mit dem engagierten Einsatz des gesamten Kollegiums, wobei ich an dieser Stelle auch Ihren derzeitigen Stellvertreter Ulrich Viel hauer ausdrücklich erwähnen möchte, wurde ein hervorragendes, detailliertes Konzept erarbeitet.
Die partnerschaftliche Kooperation ging beiderseits immer weiter. Alles aufzuführen ist gar nicht erforderlich und gar nicht möglich.
Die wichtigsten Stationen der vergangenen Entwicklungen reichen, um ein Bild zu bekommen:
Ich nenne:
- Mensabau
- Chemietrakt
- Sportliche Erfolge
- Kooperation mit der Musikschule
- Theateraufführungen
- Toiletten und und und und

Und das Motto "gemeinsam sind wir stark" ist bei Ihnen kein Papiertiger sondern wird gelebt.
Sie haben die Schule auch als Botschafter für die Stadt Hemer ausgelebt und geführt.
Am heutigen, für Sie besonderen Tag, kann ich aus Sicht des Schulträgers feststellen: wir haben ein zukunftstüchtiges und zukunftsfähiges Gymnasium. Dafür danke ich Ihnen persönlich und im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Hemer ganz herzlich. Das Gymnasium Hemer ist eng auch mit Ihrem Namen verbunden, sehr geehrter Herr Lüblinghoff.
Meine Aufzählung, die nur wesentliche Punkte beleuchtete, sagt nichts über die wirkliche Arbeit, die vielen Stunden und die tatsächlichen Anforderungen aus.

Heute heißt es für mich von Ihnen als Schulleiter Abschied nehmen.
Für Sie heißt das aber auch: Freizeit im Sinne von NichtErwerbs-Arbeitszeit. Schon vorher haben Sie die aktiv im Förderverein, der jetzt Förderverein Sauerlandpark Hemer heißt, mitgewirkt. Da würde es mich freuen, wenn das so bleibt.
Natürlich können Sie nun auch der Familie, Freunden, Bekannten oder Ihren Hobbies mehr Zeit widmen.
Sollte Ihnen aber etwas fehlen oder Entzugserscheinungen drohen: wir haben was dagegen.

Ich empfehle die Veranstaltungsreihe "Alles im grünen Bereich - wie bleibe ich Chef im eigenen Garten?" Oder auch "Grillen und Chillen". Aber Sie dürfen nun auch ohne schlechtes Gewissen nichts tun. Im Sinne von Loriot dürfen Sie auch "Einfach nur sitzen". Genießen Sie diesen neuen Lebensabsch n itt!

Und für diesen Lebensabschnitt wünsche ich Ihnen die Traumnote 1 Plus!



 Letzte Änderung: 28.08.2012