05.07.2012

Begrüßung der Festgäste der Verabschiedungsfeier für OStD Eckardt Lüblinghoff

durch den ständigen Vertreter des Schulleiters StD Ulrich Vielhauer

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Versammelte Festgäste, heute gekommen von nah und von fern,
ich grüße Euch herzlich im Namen auch unseres scheidenden Häuptlings.
Hier zeig ich zu Eurer Erbauung im Gleichnis ein Stück des Gymnasiums,
kein Stücklein der äußeren Hülle, nicht Stein, sondern Sinnbild der Seele.
So wie dieses Band, diese Kordel aus Strängen mit Sorgfalt geflochten,
so ist auch die Seele der Schule ein endlos geflochtenes Band.

Die vornehmsten Stränge erzeugen die Schüler, die Eltern, der Träger,
die Kultusbehörden, die reisigen Lehrer sowie ihre Führung.
Jeder der Stränge ist selbst aus zahlreichen Fäden geflochten:
Schüler- und Elternschaft aus den verschiedenen Stufen und Klassen,
der Träger aus ratenden Ausschüssen wie auch verwaltenden Ämtern,
die Kultusbehörden aus Schulministerium und Dezernaten,
das Lehrerkollegium bestehend aus vielgliedrigen fachlichen Gruppen,
zuletzt auch die Leitung der Schule mit ihren Koordinatoren.

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Wenn so sich im Kleinen die klare Struktur des Größeren spiegelt,
dann nennt es die Kunst, die Musik und Mathematik: „Rekursion“.
Und die Rekursion setzt sich fort; denn ein jeder der Fäden ist selbst ein
Geflecht aus den einzelnen Menschen, mal locker, mal fester gewunden.

Ein weiteres Mal rekurriert die geflochtene Struktur in den Menschen:
Wie jeder der Fäden des Stranges aus einzelnen Fasern gesponnen,
ist der Menschen Geist aus Gedanken, Gefühlen, Entschlüssen geflochten,
bei jenen chaotisch gestreut wie Fäden mit kratzigen Borsten,
bei diesen gebündelt und glatt wie glänzende Saiten aus Stahl.

O, Eckardt, bis heute bist du ein bedeutender Faden gewesen,
ein Leitfaden, klingende Saite im endlos geflochtenen Band.
Dabei ließt du zu, dass auch andere Fäden sich kraftvoll entsponnen,
mit dir sich verflochten zu einem rissfesten strebenden Strang.

Nicht überall ist diese Tugend sogleich auf Verständnis gestoßen;
doch zeugt es von wirklicher Stärke, wenn Fäden es billigend zulassen,
sich mit anderen Fäden zu flechten, anstelle sie zu verdrängen.
Es ist eine Kunst, sich auf wechselnde Biegungen so einzulassen,
dass tatsächlich flechtbar wird jener geschmeidige, rissfeste Strang,
ein Strang, um den andere Stränge bereit sind, sich traulich zu winden.

Die Welt ist so seltsam, sie prangert den Macho an - will ihn doch haben,
vielleicht aber nur, damit er's ihr recht macht, der selbst, ach, so eitlen.
Und ist dann mal Einer voll herzlicher Güte, so wird er gescholten,
wenn er nicht befiehlt, sondern zuhört, und hinschaut und rücksichtsvoll abwägt.
Du hast den benachbarten Fäden den Raum zum Gestalten gegeben,
und dafür gebührt dir der tief aus dem Herzen entspringender Dank.

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Nun haben sich heute die Fäden und Stränge so trefflich gebogen,
den festlichen Knoten zu schlingen, welch Zier im endlosen Band!
Ich grüße den leitenden Regierungsdirektor aus Arnsberg, Herrn Koch.
ich grüße die märkischen Schuldirektoren, voran Dr. Werth.
Ich grüße Frau MdB Freitag, die Repräsentanten aus Rat und
Verwaltung von Hemer, zuoberst den Stadtbürgermeister, Herrn Esken,
die Leiter der Schulen der Stadt und sodann die Gefährten von Eckardt,
erdkundige Fachgruppenmitglieder, Altdezernenten, Kollegen,
Vertreter der Eltern, der Schüler, der Fördervereine und Service-Clubs
und ganz besonders - ihn selbst, zusammen mit seiner Familie.

Versuchte man nun einen der Fäden zu ziehen, verursacht das Stress für
das ganze Geflecht, sofern dieser Faden ist fest eingebunden.
Beim Abschied, da wird zwar kein Faden gezogen, jedoch wird entwunden
der Faden dem Flechtwerk des Stranges, gezwungen auf eigene Wege.

Und das bringt den Schmerz von dem Schnitzler gesprochen: Des Geflechtes
Windungen, das sind die Schwingungen in einem freudvollen Reigen.
Wer Abschied muss nehmen, verliert eine Quelle lebendiger Freude!
Der Schmerz, den der Abschied erzeugt, wird je größer, je enger der Faden
in den Strang und je enger der Strang in das Band verflochten gewesen ist.
Der Schmerz für den Faden, der Schmerz für den Strang und der Schmerz für das Band.

Doch wünsche ich Dir, Eckardt Lüblinghoff: Groß sei Dein Schmerz, und auch tief,
und dass Deine Tränen wie Bachläufe fließen. Im Rückschluss bedeutet
die Trauer, erzeugt durch den Abschied, ja eine doch überaus glückliche
freudvolle Zeit als Leiter und Lenker des Woeste-Gymnasiums.

Zum Trost und zu Deiner Erbauung verschenk ich dies bildliche Zeugnis.
Wann immer betrachtet, soll's Freude erzeugen, denn: Schön war die Zeit!

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Ulrich Vielhauer



 Letzte Änderung: 28.08.2012