21.01.2016

In der 7b entstehen in den Deutschstunden 30 Handschuhe

- nicht mit Nadel und Faden -

sondern mit sprachlichem Geschick!

Die Klasse 7b hat sich im Rahmen ihrer Unterrichtsreihe „Balladen“ an das Projekt gewagt, zu einer berühmten Ballade des Autors Friedrich Schiller selbst eine Ballade zu verfassen.
Auf diese Weise sind beeindruckende Werke entstanden, die in sprachlicher Gestaltung und inhaltlicher Tiefe dem Original in nichts nachstehen. Es ist ein Gefühl der Dankbarkeit, dass sich einstellt, wenn man diese Fähigkeiten seiner Schüler herauslocken darf.

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Dreißig Handschuhe

Alles fing mit einem Handschuh an,
bis sich die Lehrerin besann,
dass aus einem auch ganz viele
und so umso mehr Geschichten
entstehen könnten.

Und so gab es einen Titel als Vorgabe nur,
nach den vielen Stunden über die Balladenrezeptur.
Man konnte selbst entscheiden,
ob man ließ einen Menschen schauerlich scheiden
oder sich zwei Menschen finden,
denn so manch Handschuh kann verbinden.

So entstanden auf wundersame Weise
dreißig Balladen, jede für sich ein Gedicht,
mit viel Kreativität gestaltet,
sich traurige oder fröhliche Handlung entfaltet,
auf eine Anzahl von Versen – unbegrenzt,
am Ende ein Balladenbuch glänzt.

Fröhlich halten sie es nun in ihren Händen,
haben eine Erinnerung an ihre Stunden.

Die Lehrerin sagt „Danke für diese Gabe“,
die nur entstehen konnte durch diese Hingabe.

Marit Raffenberg (Schülerbeispiel)

In den Straßen von Katar,
Keiner weiß, was dort geschah,
Ein armes Mädchen, schwach und klein,
Was kann das für ein Mädchen sein?

Doch eines Tages, klar und still,
Sie fragt, was dieser Mann hier will.
Er hält einen Handschuh in seiner Hand.
Das Mädchen schaut auf den Handschuh gebannt.
Was ist das für ein Handschuh dort in der Hand?

Der Handschuh wird übergeben dem Mädchen,
Es passiert etwas Magisches in diesem Städtchen.
Dein Wunsch wird erfüllt nur ein einziges Mal,
Doch überlege gut, sonst wird er zur Qual.

Das Mädchen schaut auf und weg ist der Mann,
Sie fragt, was sie sich wünschen kann.
Sie wünscht sich reich, schaut auf die Armen herab,
Und die Jahre vergehen, doch das Geld wird nie knapp.
Der Handschuh in der Ecke, so unbeachtet und klein,
Wie kann man nur so herzlos sein?

Doch eines Abends, sie will gehen zu Bett,
Da klopft es, oh Besuch, wie nett!
Aber nicht Besuch steht vor der Tür,
Es ist der Mann, so schwach und dürr.

Des Handschuhs du nicht würdig bist,
Wenn du nicht hältst, was du versprichst,
Flüstert der Mann und stürmt herein,
Er nimmt den Handschuh, still und klein,
Jetzt ist er endlich wieder mein!

Der Zauber ist gebrochen nun,
Was soll das Mädchen jetzt nur tun?
Der Winter zieht nun in die Stadt,
Das Mädchen friert und ist nicht satt.
Man ahnt es schon, die große Not,
Eines Tages ist sie tot.


Die Balladen erzählen von schicksalhaften Begegnungen zwischen Arm und Reich, von dem Sinn des Lebens, der Unbeschwertheit von Kindern, von Herzen weich wie Moos, von Verlust und Gewinn,  von sich streckenden Blumen im dichten Schnee, vom Handschuh des Buben liebstes Stück, von Liebe und Tod, von ungerechten Herrschern und der Gerechtigkeit des Lebens, von Arroganz und Verlogenheit, von Zauber und Bann, von Not und Rettung, von...

Projektleiterin / Text: Marga Rita Selve



Letzte Änderung: 21.01.2016