Dank der Vermittlung
des Rotary-Clubs Hemer durfte sich die
Woeste-Schulgemeinschaft am vergangenen Dienstag
auf den Besuch zweier Afghanistan-Kenner freuen,
die sich seit Jahrzehnten in dem Land für dessen
Menschen engagieren. Dadurch ist das Ehepaar Erös
wie sicher wenige andere Europäer in der Lage,
Einblicke in die politische und humanitäre
Situation Afghanistans zu geben und das
Verständnis für historisch-politische
Zusammenhänge zu fördern.
Frau Erös referierte vor den Schülern der
Sekundarstufe I / Jahrgangsstufen 7, 8, 9.
Schwerpunkte des Vortrags bildete die aktuelle
Situation der Kinder, die im Lande herschende
Bildungsmisere, das Problem der Landminen nach
jahrzehntelangen Kriegen, die unzureichende
ärztliche Versorgung. Um in dieser dramatischen
Situation Positives bewirken zu können, gründet
die Familie Erös im Jahre 1998 ihre „KINDERHILFE
AFGHANISTAN“. Die Familien-Initiative unterstützt
vor allem Kinder und Frauen in Afghanistan mit
schulischen und medizinischen Projekten. Zu diesen
Projekten zählen unter anderem der Bau und
Unterhalt von Schulen, Waisenhäusern, ärztlichen
Einrichtungen. Mittlerweile betreibt die
„KINDERHILFE“ allein 29 Schulen in 5 Provinzen,
fördert so die Bildung der Kinder und schafft
Arbeitsplätze.
Herr Dr. Erös referierte vor den Schülern der
Sekundarstufe II. Er griff zunächst die
Flüchtlingsproblematik auf und verdeutlichte
eindrucksvoll, warum Menschen ein Land wie
Afghanistan verlassen wollen. Dabei teilt Erös die
Hoffnung mancher Politiker nicht, dass sich daran
absehbar etwas ändert. Perspektivlosigkeit treibt
Afghanistans Jugend aus dem Land.
Die katastrophale politische und humanitäre
Situation des Landes sieht Erös vor allem als
Ergebnis jahrzehntelanger Kriege. Dabei ist es
keinem Besatzer, nicht einmal der Sowjetunion,
jemals gelungen, dauerhaft in Afghanistan Fuß zu
fassen. Der Unabhängigkeits- und Kampfeswille und
der Stolz der Afghanen verhinderten dies. Dr. Erös
verdeutlichte den Schülern, dass es vor diesem
Hintergrund keine militärische Lösung für die
Probleme des Landes geben kann. Die Alternative
sieht er vor allem in der Förderung von Bildung
und medizinischer Versorgung. Projekte der
„KINDERHILFE AFGHANISTAN“ sollen die
Lebensumstände nachhaltig bessern. Gleichzeitig
fordert Erös, dass insgesamt der Anteil an
finanziellen Mitteln für Aufbauprojekte bei
gleichzeitiger Senkung des Anteils für
militärische Maßnahmen steigen muss.
Herr Dr. Erös verstand es, bei den Schülern ein
tiefes Verständnis und Interesse für sein Handeln
in Afghanistan zu wecken. Gleichzeitig verband er
seinen Vortrag mit der Botschaft, dass politisches
Engagement enorm wichtig ist, dass man nicht
wegschauen darf und sich einmischen muss. Die
Schüler haben zudem an dem Beispiel Afghanistan
gesehen, welch komplexe Aufgabe es ist, die
Situation eines Landes zu beurteilen und wie nah
wir in Europa an den Folgen von Fehlentwicklungen
sind.
Das Woeste-Gymnasium ist dem Ehepaar Erös für
seinen Besuch sehr dankbar und wünscht der
„KINDERHILFE AFGHANISTAN“ weiterhin viel Erfolg
für die laufenden Projekte. Wir danken auch
herzlich dem Rotary Club Hemer, der die
Vortragsveranstaltung vermittelt und möglich
gemacht hat.
Text: Michael
Fischotter
Fotos: Felix Tinnefeld