14.05.2018

Was glaubst du denn?! Begegnung mit dem Islam  

Dienstag, 5. Stunde, Religion, Klasse 7b/c. Thema: Begegnung mit dem Islam.
Lernen an Lernstationen:  Bedeutung Islam, Entstehung, Wo leben Muslime?, Glauben, Pflichten, Koran, Moschee, Bedeutung des Kopftuchs/Kopftuchstreit, Bedeutung Dschihad.
„Frau Dahmen, in der Gesamtschule ist doch gerade eine Ausstellung zum Thema „Muslime in Deutschland“. Können wir da hingehen? Passt doch zu unserer Unterrichtseinheit!“

Gesagt, getan – fußläufig machten wir uns auf den Weg und wurden von ausgewählten Schülern, sog. Peers, durch die Ausstellung begleitet.
Gleich am Anfang mussten wir schätzen, wie hoch der Anteil von Muslimen in den einzelnen Bundesländern ist und waren verwundert darüber, dass gerade einmal 2% z.B. in Sachsen-Anhalt leben. Offensichtlich unterschied sich die statistische Realität von der subjektiven Wahrnehmung. Realität und subjektive Wahrnehmung waren der rote Faden, der sich durch die gesamte Ausstellung zog.

Interessant war auch zu erkennen, wie stereotyp wir über äußere Merkmale und Kriterien Gruppen zuordnen. Kann man Muslime wirklich aufgrund äußerer Merkmale, wie z.B. Kleidung oder bestimmte Symbole erkennen? Wie und warum entstehen Vorstellungen und Vorurteile über andere Menschen? Wie kann man Vorurteilen begegnen. Wo haben sich unsere Vorstellungen und Vorurteile schon einmal bestätigt, wo nicht?

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Wir entdeckten über Bilderserien von Frauen mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen, wie wir allein durch die Art, wie sie ihre Kopftücher trugen (Auswahl des Tuches oder Bindetechnik), in unserer Wahrnehmung  der Frauen als Persönlichkeiten beeinflusst wurden. Wir hinterfragten, warum die Frauen hier Kopfbedeckungen tragen (Modestil, Religion etc.), was eine selbstbestimmte Frau ausmacht und auf welchen Bildern wir unserer Meinung nach Muslimas sehen würden. Danach kam der Faktencheck: Nicht nur muslimische Frauen tragen aus religiösen Gründen eine Kopfbedeckung, auch katholische Nonnen, orthodoxe Jüdinnen oder weibliche Hindus bedecken meist ihr Haar. Aus der Koransure 24, Vers 30-31,33, 59 lesen viele Muslime das Gebot ab, dass Frauen ihr Haar bedecken sollen. Jedoch werde diese Interpretation nicht von allen Muslimas und Muslimen geteilt. Laut einer Studie der Deutschen Islam Konferenz tragen 28% der Muslimas ein Kopftuch, 72% tragen es nicht. Die Entscheidung für das Kopftuch hänge aber nicht nur davon ab, wie religiös sie sind.

Ein weiteres Exponat zeigte 7 muslimische Jugendliche, die sich vorstellten: Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Hier diskutierten  wir darüber, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Jugendlichen und uns gesehen werden und worauf wir dies zurückführten. Auch versuchten wir zu klären, was das Leben der porträtierten Jugendlichen in Deutschland allgemein beeinflusst und was uns beeinflusst.

Auf einer Geschichtswand wurden uns Ereignisse der Zeitgeschichte seit 1989/90 auf Magnetfeldern präsentiert, die 4 Zeitabschnitten zugeordnet wurden. Ausgewählt wurden nationale und internationale politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen (z.B. Fall der Mauer, rassistische Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock, rechtsextreme Mordanschläge in Mölln und Solingen, Massaker von Srebrenica, Terroranschläge in den USA, Harry Potter 1. Band, Wahl von Barack Obama u.v.m.)
Wir sollten nun in Kleingruppen zu einer Einigung kommen, welches der Ereignisse für uns persönlich am wichtigsten war und warum? Wir klärten dabei auch, welche Auswirkungen die Ereignisse auf Deutschland heute haben und welches unser Leben am meisten prägt. Wir diskutierten auch darüber, warum wir unterschiedliche Geschichtsbilder haben, welche Ereignisse für bestimmte Länderregionen große Bedeutung und welche für die ganze Welt haben. Ereignisse, die wir vermissten, wurden ergänzt und auch erklärt, warum sie für uns eine besondere Bedeutung haben. Mithilfe dieser Geschichtstafel wurde uns besonders deutlich vor Augen geführt, dass das persönliche historische Bewusstsein stark  durch die eigene Identität und die subjektive Wahrnehmung geprägt ist.

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Abschließend fanden alle, dass der Besuch dieser Ausstellung eine besondere Bereicherung zu unserem Religionsunterricht war, der auch andere Aspekte in den Fokus nahm.

Eine weitere Bereicherung war aber auch eine Schülerin unserer Schule, Yasemin Nahassia aus der EF, die zu einem späteren Zeitpunkt eine ihrer Freistunden opferte, um sich unseren weiteren, noch offen gebliebenen persönlichen Fragen im Unterricht zu stellen. Sie hatte auch einige Anschauungsmaterialien (u.a. Gebetskette, Gebetsteppich, verschiedene Arten von Kopftüchern)  mitgebracht, erklärte, dass sie aus religiösen Gründen ein Kopftuch trage und zeigte an einer Schülerin, wie ein Kopftuch gebunden wird. Auch die Gebetshaltungen, Sitten und Gebräuche wurden erklärt.

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Text: Gislinde Dahmen
Bilder: Angelika Shchapova
             


Letzte Änderung: 14.05.2018