24.02.2019

Hänschen Klein und Götterfunken

Das Winterkonzert spiegelt wider, wie hoch der Stellenwert des Musikunterrichts am Woeste-Gymnasium ist,

und wie das Potenzial der Kinder geweckt wird.

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„Hänschen Klein“ – das nach „Alle meine Entchen“ wohl bekannteste und einfachste deutsche Kinderlied steht am Beginn des Programms. Doch dann schwingt sich das Winterkonzert des Woeste-Gymnasiums nahtlos zu höchsten Höhen auf. Mit „Freude schöner Götterfunken“ folgt die berühmteste Melodie des Komponisten-Giganten Ludwig van Beethoven und am Ende gipfelt der Abend nach fast zwei Stunden im 4. Satz der 1. Sinfonie von Johannes Brahms auf der klassischen und dem zeitlosen Beatles-Hit Yesterday und der Musik aus „Star Wars“ auf der populären Seite. Dazwischen liegt eine Demonstration der musikalischen Bildung, die den Kindern und Jugendlichen am Woeste-Gymnasium zuteil wird, wenn sie denn wollen.

Und offenbar lassen sich zahlreiche Mädchen und Jungen motivieren, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern selbst zum Instrument zu greifen und zu üben, denn nicht Solisten, sondern ausschließlich vielköpfige Ensembles bestreiten das Winterkonzert – bis hin zum großen Woeste-Orchester, das mit rund 70 Mitwirkenden in symphonischer Besetzung den Schlusspunkt des Abends setzt.

Vom simplen Kinderlied bis zur Brahms-Sinfonie

Das Konzert war allerdings nicht nur eine Bestandsaufnahme des aktuellen musikalischen Potenzials der Schule Ende Februar 2019, sondern ermöglichte gerade den Eltern der Kinder im Publikum einen Blick in die mögliche Zukunft ihrer Sprösslinge. Die jüngsten Mitwirkenden aus der Musikklasse 5 zeigten zu Anfang, welchen enormen Fortschritte sie in nur wenigen Monaten seit ihrer Einschulung am Woeste bereits gelernt haben, aber zugleich auch, dass einem der Erfolg nicht in den Schoß fällt. Besagtes „Hänschen klein“ und der „Götterfunken“ klappten unisono auf diversen Instrumenten schon ganz hervorragend, in einem zweiten mehrstimmigen Durchgang aber wurde deutlich, wo Tücken des Ensemblespiels lauern. Doch sollten die nur ein Jahr älteren Kinder der Musikklasse 6 unter anderem mit harmonisch und rhythmisch vertracktem Stücken wie Edvard Griegs „Morgenstimmung“, der Eurovisions-Fanfare oder der James-Bond-Titelmusik, welche enorme Steigerung in nur zwölf Monaten möglich ist.

Und die Schule vermittelt die ganze Bandbreite der Musik: Von den besagten Anfänger-Ensembles über die sehr versiert auftretende Bläser-Formation „WoestBlech“, den beschwingten „Pausenchor“, der in der Tat nur einmal pro Woche, mittwochs in der ersten großen Pause zur einer kurzen Probe zusammenkommt, den „vokalpraktischen Kurs“, der unter dieser sperrigen Bezeichnung die Nachfolge des traditionellen Schulchors angetreten hat, bis hin zu den großen Vorzeige-Ensembles, der längst stadtbekannten Big Band „Jazamwo“ und dem bereits erwähnten großen Orchester. Sie alle ernteten am Freitagabend in der offenbar zu Recht völlig ausverkauften großen Aula begeisterten Beifall.

Der Erfolg hat nicht nur einen einzigen Vater

Der wichtigste Gärtner der blühenden Musikkultur am Woeste-Gymnasium trägt einen Pferdeschwanz, so gut wie immer ein schwarzes T-Shirt und den Namen Jörg Segtrop. Er zählt zu jener Spezies von Musikpädagogen, die ihre eigene Leidenschaft für das aktive Musizieren auf ihre Schülerinnen und Schüler zu übertragen wissen. Allerdings ist Segtrop, der seit acht Jahren erfolgreich am Gymnasium arbeitet, kein Einzelkämpfer, sondern hat längste nicht minder engagierte Mitstreiter im Kollegium und kann zudem auf die Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern der städtischen Musikschule bauen, die sich nicht nur bei den Proben und Ausbildung ins Zeug legen, sondern beim Konzert auch aktiv mitwirken. Durch ihre Souveränität geben die Profis den Ensembles Halt und Stütze. Und dann gibt es noch ehemalige Schülerinnen und Schüler, die auch Jahre nach dem Abitur immer wieder bereit sind, bei den Konzerten mitzuspielen. Weil sie damit den Jüngeren helfen, selbst Riesenspaß dabei haben und am Woeste-Gymnasium offenbar nicht nur für die Schule, sondern für das Leben gelernt haben.

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Text und Fotos: Reinhard Köster / IKZ vom 25.02.2019



Letzte Änderung: 25.02.2019