09.06.2021

Sichtbares Zeichen für ertrunkene Flüchtlinge

Schüler des Woeste-Gymnasiums basteln 1500 Papierschiffe und weisen auf die Probleme von Asylsuchenden hin

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Die Corona-Pandemie bestimmt heutzutage in weiten Teilen die öffentliche Diskussion. Allerdings sollte man nicht die anderen wichtigen Probleme dieser Zeit vergessen, wie der Schüler Nils Simmert hervorhebt. Der Schülersprecher des Woeste-Gymnasiums hatte die Idee zum diesjährigen Projekt für den Titel „Schule ohne Rassismus/ Schule mit Courage“. 1500 Papierschiffchen aus Zeitungspapier sollen auf die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer hinweisen.

„1500 – die Zahl fühlt sich nicht echt an“, erklärt Nils Simmert und verweist damit auf die Zahl der ertrunkenen Asylsuchenden im Jahr 2020. Um die schiere Masse der Todesopfer sichtbarer zu machen, basteln die Schüler, zum Beispiel im Kunstunterricht, kleine Schiffchen aus Zeitungspapier. Diese sollen dann später in der Schule ausgestellt werden. „Die Betrachter sollen ein Gefühl dafür bekommen, was diese Zahl bedeutet“, sagt der Schülersprecher.

„Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“ ist das Woeste-Gymnasium seit November 2020, wie Kunstlehrer Jan Wille erläutert. Aufgrund der Corona-Krise gab es jedoch keinen offiziellen Festakt dazu.
Ein Projekt pro Jahr soll auf den Titel der Schule hinweisen. Zudem hat sich die Schule für die Auszeichnung zur Unesco-Projektschule beworben. Das Verfahren läuft noch. Die Idee von Nils Simmert hat Schnittpunkte mit beiden Titeln. Die Unesco setzt sich unter anderem für Weltbürgerschaft und Chancengerechtigkeit ein.

Verlassen des eigenen Landes ist mit Risiken verbunden

Als SV-Verbindungslehrer hat Jan Wille die Idee von Nils Simmert aufgenommen. In seinem Kunstunterricht falten die Fünftklässler, aber auch andere Klassen aus der Sekundarstufe I die kleinen Zeitungsschiffchen. „Die kleinen Schiffe sollen das Schulgelände prägen. Man hat keine Wahl. Daran muss man vorbeigehen“, verweist der Kunstlehrer auf den Hintergrund der Aktion.

Aber auch beim Erstellen der Schiffe wird den Schülern der tiefere Sinn hinter ihrer Arbeit vermittelt. „Ein kleines Schiff als Sinnbild für ein Leben“, beschreibt es Jan Wille. Ideengeber Nils Simmert hat das Projekt auch schon in den Klassen vorgestellt. Neben den Schülern sollen auch Eltern mitbasteln.

Der Schülersprecher will mit der Aktion erreichen, dass dem Problem der ertrunkenen Flüchtlinge mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Nur weil wir mit der Corona-Krise gerade ein größeres Problem haben, verschwinden die kleineren Probleme nicht“, schildert Nils Simmert. Seiner Meinung nach hat das Thema im vergangenen Jahr medial nur wenig Aufmerksamkeit bekommen.

Laut dem Onlineportal Statista liegt die geschätzte Zahl der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge im Jahr 2020 bei 1426 Todesopfern. 2019 waren es 1885, im Jahr 2016 waren es 5143. „Man muss erst mal den Mut aufbringen, das eigene Land zu verlassen. Das ist mit enormen Risiken verbunden“, zeigt der Schüler Empathie für die Situation der Flüchtlinge.

Bericht: Hendrik Schulze Zumhülsen / IKZ vom 09.06.2021



Letzte Änderung: 10.06.2021