Verlauf der Sitzung
In einer ersten Beitragsrunde beschreiben die Anwesenden knapp
ihre Motive, die sie zu einer Teilnahme an der Sitzung bewogen
haben. Wiederkehrend sind Sympathiebekundungen für das neunstufige
Gymnasium G9, die einerseits mit schulischen Überforderungen,
andererseits mit Einschränkungen in außerschulischen Aktivitäten
begründet werden.
Von Seiten der Schulleitung wird zunächst klargestellt, dass der
Auftrag des Ministeriums, mit dem sich die Schulen befassen
sollen, in einer umfassenden Revision der schulischen Praxis bei
der Umsetzung der Schulzeitverkürzung G8 besteht. Eine Diskussion
über die Vorteile einer Rückkehr zum Schultyp G9 läge außerhalb
dieses Auftrags.
Anschließend erfolgen auf Nachfragen hin eine Reihe von
Klarstellungen:
- Das von allen Abiturienten abzuleistende Unterrichtsvolumen
von 265 Jahreswochenstunden ist eine Vereinbarung der
Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK). Würde
ein Bundesland diese Richtzahl unterschreiten, verlöre das
Abitur dieses Bundeslandes die Anerkennung in den übrigen
Ländern. In Nordrhein-Westfalen entfallen von dem
Unterrichtsvolumen seit der Einführung der Schulzeitverkürzung
G8 auf die Sekundarstufe I (Stufen 5 bis 9) 163
Jahreswochenstunden und auf die Gymnasiale Oberstufe (Stufen
10 bis 12) die restlichen 102 Jahreswochenstunden.
- Von den 163 Jahreswochenstunden sind 153 Kernstunden nach
den Vorgaben der Stundentafel für die Sekundarstufe I auf den
Fachunterricht zu verteilen; die übrigen Ergänzungsstunden
sollen die Schulen für die Individuelle Förderung im Bereich
der Kernfächer und für die Profilbildung einsetzen. Zur Zeit
werden am Woeste-Gymnasium diese Ergänzungsstunden (Grafik:
gelb) wie folgt eingesetzt:
- Stufe 5: Förderunterricht Deutsch, Förderunterricht
Englisch, Förderunterricht Mathematik, ITG
- Stufe 6: ITG
- Stufe 7: -
- Stufe 8: Förderunterricht Deutsch, Förderunterricht
Englisch, Politik bilingual
- Stufe 9: Förderunterricht Mathematik, Geschichte
bilingual
- Im gebundenen Ganztagsbetrieb muss ein Gymnasium in der
Sekundarstufe I die Schüler an mindestens drei Wochentagen
verlässlich von 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr unterrichten und
betreuen. Um dieser Anforderung zu genügen muss ein
Ganztagsgymnasium statt 163 mindestens 165 Jahreswochenstunden
aufwenden. Am Woeste-Gymnasium wird dieser Mehraufwand durch
die Klassenleiterstunde „Lernen Lernen“ in der Stufe 5 und die
Stunde „Erwachsen Werden“ (Lions Quest) in der Stufe 7
(Grafik: grün) realisiert.
- Eine höhere Verweildauer in der Schule entsteht im
Ganztagsgymnasium vom Typ „Woeste“ aber in der Hauptsache
durch die größere Anzahl von Mittagspausen (Grafik: blau
unterlegte Zahlen), die sich über die 5 Schuljahre hinweg
ergeben.
Anschließend wendet sich die Sitzung einvernehmlich der Vergabe
und Verwendung der Ergänzungsstunden am Woeste-Gymnasium zu. Als
weiterer relevanter Diskussionspunkt werden Inhalt und Umsetzung
des schulischen Hausaufgabenkonzepts herausgestellt. Es wird
beschlossen, diesen als zweiten zu behandeln. Die übrigen
Empfehlungen des „Runden Tisches zu G8/G9“ werden als sekundär
eingestuft.
Von mehreren Seiten wird die neu eröffnete Möglichkeit gewürdigt,
fünf Ergänzungsstunden mit einer Drehtür auszustatten. Die Frage,
welche der zehn am Woeste-Gymnasium eingesetzten Ergänzungsstunden
ausgewählt werden sollten, führt zu einem intensiven Austausch, an
dessen Ende folgender, hier knapp gefasster Konsens steht:
- In den Stunden „Lernen Lernen“ (Stufe 5) und „Erwachsen
Werden“ (Stufe 7) ist aus konzeptionellen Gründen die
Anwesenheit der gesamten Lerngruppe erforderlich; in beiden
Stunden steht die soziale Gemeinschaft der gesamten Klasse im
Fokus des Lernens.
- Die beiden ITG-Stunden werden ebenfalls mit Nachdruck wegen
ihrer großen Bedeutung für den nachfolgenden Fachunterricht
als obligatorisch angesehen.
- Weiterhin wird einvernehmlich angenommen, dass die Existenz
des Projekts „Bilinguales Lernen“ direkt von obligatorischen
Ergänzungsstunden abhängig ist. Der Feststellung, dass die
bilingual-englische Sprachkompetenz zu einem herausragend
wichtigen Bestandteil der Studierfähigkeit geworden ist, wird
nicht widersprochen.
- In der Summe der Argumente erweisen sich die Förderstunden
in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik als am
ehesten geeignet, mit einer „Drehtür“ ausgestattet zu werden.
Nur angesprochen, nicht aber zu einem Ergebnis gebracht, wird die
Frage, welcher Tätigkeit die Schüler nachgehen dürfen oder sollen,
die den Fachförderunterricht durch die Drehtür verlassen:
- Heimweg
- Hausaufgaben unter Betreuung
- Musik-Förderung / MINT-Förderung
- Offene Angebote
Es wird mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass eine Beantwortung
dieser Frage immer auch die organisatorischen Konsequenzen
bedenken muss. Wird beispielsweise den Schülern gestattet, die
Schule zu verlassen, um den Heimweg anzutreten oder
außerschulischen Aktivitäten nachzugehen, müssen die
Drehtür-Stunden am Ende des Unterrichtstages liegen. Außerdem ist
in diesem Zusammenhang stets auch über die Durchführung einer
Mittagspause nachzudenken. Schließlich wurde auf den sozialen
Sprengstoff hingewiesen, der in einer Ungleichbehandlung der
Schüler hinsichtlich des Unterrichtsschlusses liegen könne.
Nach dem Zustandekommen des Zwischenergebnisses präsentiert die
Schulleitung einen
der folgenden Aspekten Rechnung trägt:
- Ausstattung der Fachförderstunden mit eine „Drehtür“
- Zusätzliche Einrichtung einer solchen Förderstunde im Fach
Deutsch in der Stufe 6
- Aufhebung der Einzelstunden im Fach Erdkunde
- Verschiebung des bilingualen Lernens von dem Fach Geschichte
auf das Fach Politik
- Anpassung der Anordnung der Stunden für den
naturwissenschaftlichen Unterricht in der Mittelstufe
- Anpassung der Anordnung der zweiten ITG-Stunde
- Anpassung der Verteilung und Anordnung der
Kernfach-Förderstunden in der Mittelstufe
Die Programmkommission vereinbart, sich am Donnerstag, dem
28.05.2015, um 17:00 Uhr erneut zutreffen, um sich insbesondere
der Hausaufgabenproblematik zu widmen.
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