02.09.2021

Mit Courage gegen Rassismus angehen

Woeste-Gymnasium erhält das Zertifikat. Persönliche Videobotschaft des NRW-Innenministers Herbert Reul

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Bereits Ende 2020 ist dem Gymnasium das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen worden, jetzt folgte die Urkunde.
Ehre, wem Ehre gebührt – und deshalb wurde es am Woeste-Gymnasium für Lehrer und Schüler jetzt auch höchste Zeit, die neueste Auszeichnung zu feiern: Bereits im November 2020 war der Schule das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen worden, dann kamen diverse Lockdowns, nun fand in der großen Aula die festliche Urkundenübergabe statt.

Das Blechbläserensemble „Woestblech“ sorgte für die musikalische Umrahmung, kurze Sketch-Einlagen führten das Thema eingängig vor Augen.

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In seiner Begrüßungsrede erinnerte sich Schulleiter Professor Dr. Jörg Trelenberg an die Anfänge des Projektes und meinte durchaus selbstkritisch: „Als ich das erste Mal davon hörte, habe ich gedacht: Rassismus – ist das denn wirklich das drängendste Problem an dieser Schule?“ Später habe er dann erkannt, dass man unter Rassismus nicht nur die grausamen Verbrechen der Vergangenheit und deren geschichtliche Einordnung verstehen müsse. „Wir müssen den Begriff weiter fassen“, so der Schulleiter. „Rassismus bedeutet Ausgrenzung von allen Menschen, die aus anderen Ländern kommen und in dieser Definition hat das sehr viel mit unserer Schule zu tun.“

Als Angst vor allem Fremden und Unbekannten sei die Xenophobie weit verbreitet. Dagegen müsse man als Schule ein Zeichen setzen, so Professor Trelenberg: „Vielfalt ist immer Bereicherung. Eine persönliche Entwicklung findet nur da statt, wo ich neues kennenlerne. Wer immer nur im eigenen Saft schmort, wird geistig verarmen.“ Er sei besonders stolz, dass der Anstoß für das Projekt von den Schülern selbst gekommen sei und sich diese – über Jahre hinweg – dafür eingesetzt hätten.

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Engagement direkt aus der Schülerschaft

Dieses Engagement schilderte in seiner Rede auch Schülersprecher Nils Simmert. Er sagte: „Jede Schule kann sich so viele Siegel an die Tür hängen, wie sie will, aber wenn nichts davon bei den Schülern ankommt, dann ist es sinnlos“. Das sei am „Woeste“ anders, die Schülerschaft habe das Herz am rechten Fleck. „Das hat sich auch bei unserem letzten Projekt gezeigt, mit dem wir auf das Sterben der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aufmerksam machen wollten“, sagte Simmert. Die 1600 Papierboote – jedes stand für einen ertrunkenen Menschen
(→ IKZ berichtete) – seien schnell gefaltet gewesen, alle hätten mitgeholfen. Stolz meinte der Schülersprecher: „Das Projekt ,Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage‘ zeigt, dass es auch in meiner Generation noch immer viel Zusammenhalt gibt und wir als Gemeinschaft Rassismus ablehnen.“

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Kunstlehrer Jan Wille erinnerte an die Projektwoche 2019 mit dem Titel „Cartoons mit Courage“, bei der sich Schülerinnen und Schüler mit der Kunst der Karikatur befassten und ihre eigenen Zeichnungen zu aktuellen Themen wie Umweltschutz, Kinder- und Menschenrechten und eben auch Diskriminierung erstellt hatten. Wille:„Es hilft nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Schule mit Courage kann nur funktionieren, wenn wir bei uns selbst anfangen – und zwar alle!“

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Gerne die Patenschaft übernommen

In seiner Rolle als Pate des Projektes beglückwünschte Ex-Bürgermeister Michael Heilmann alle Schülerinnen und Schüler zur Zertifizierung. „Es ist schön, wieder einmal in dieser Aula zu sein. Sie begleitet mich seit 15 Jahren durchs Leben, meine drei Kinder sind hier zur Schule gegangen“, so Heilmann.

Als er und seine Frau vor zwei Jahren gefragt worden seien, ob sie die Patenschaft übernehmen wollten, da habe er gerne zugesagt. Denn: „Das Engagement gegen Ausgrenzung und Rassismus geht uns alle an. Wir müssen uns in täglicher Achtsamkeit und Selbstreflexion üben“, sagte Heilmann. „Jeder Mensch darf so sein, wie er ist – und er darf das auch zeigen.“

Der frühere Bürgermeister lobte das Engagement der Schüler: „Damit machen sie unsere Heimatstadt Hemer ein Stück liebenswerter – und damit auch die ganze Welt.“

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Für eine Überraschung unter den Schülern und Lehrern sorgte eine persönliche Video-Grußbotschaft von NRW-Innenminister Herbert Reul, die Mitschüler Jesper Höppe von seinem Praktikum im Ministerium mitgebracht hatte. „Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit führen zu unendlich viel Leid und dazu, dass Gewalt ausgeübt wird“, sagte Reul an die Schüler gewandt. „Dass das Engagement für Mitmenschlichkeit und Courage aus eurer Mitte kommt, macht es besonders wertvoll“, lobte der Innenminister.

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Die Urkundenübergabe übernahm Alexandra Herl, zuständig beim Märkischen Kreis für Bildung und Integration. Sie sagte: „Das Siegel soll euch immer daran erinnern: Wir sind eine Schule mit Mut. Wir wollen uns einsetzen gegen Ausgrenzung und Gewalt!“

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Text: Miriam Mandt-Böckelmann / IKZ vom 2.9.2021
 Fotos: F. Tinnefeld



Letzte Änderung: 02.09.2021