Dr. Alfred Meyer - Abschied und Würdigung


Das Gymnasium trauert um seinen ehemaligen Schulleiter, Oberstudiendirektor i.R. Dr. Alfred Meyer, der am 24.05.2022 im Alter von 93 Jahren verstarb. Als Nachfolger von Prof. Dr. Georg Gudelius leitete er das Hemeraner Gymnasium als dessen sechster Schulleiter in den Jahren 1970 bis 1991. 

Biographisches

Alfred Meyer wurde 1928 in Deilinghofen geboren, verbrachte Kindheit und Jugend jedoch in Fröndenberg. Dort besuchte er die Volksschule, bevor er auf das Jungengymnasium in Menden und später auf das Gymnasium in Altena wechselte. Nach dem Abitur wurde er für das Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Westfälischen-Wilhelms-Universität zu Münster immatrikuliert.

Nach drei Semestern wechselte er nach Freiburg. Nach dem Staatsexamen und der Promotion im Fach Geschichte konnte er erste pädagogische Erfahrungen an einer Privatschule sowie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität sammeln. Die Referendarszeit absolvierte er in Siegen und Dortmund, um im Anschluss eine Anstellung in Altena an seinem ehemaligen Gymnasium zu finden.

Der Wechsel an das Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium erfolgte zum 1. August 1967. Dort war er zunächst als Oberstudienrat und Fachleiter für Geschichte tätig, dann als Studiendirektor und Ständiger Vertreter des Schulleiters, bevor er wenig später selbst das Amt des Schulleiters übernahm.

Schulentwicklung

In seine Zeit fiel die Erweiterung des damals neusprachlich ausgerichteten Gymnasiums durch die Angliederung eines wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Gymnasiums in Aufbauform. Erklärtes Ziel dieser von ihm selbst angeregten und mit großem Einsatz verfolgten Neuausrichtung war es, auch begabten Haupt- und Realschulabsolventen die Möglichkeit zu bieten, in Hemer ihr Abitur zu erwerben.

Besonders in den ersten Jahren als Schulleiter sah er sich mit einem großen Lehrermangel konfrontiert. Da gleichzeitig die Schülerzahlen anwuchsen, war Unterrichtsausfall die Folge, welcher nur dadurch abgemildert werden konnte, dass auf seine maßgebliche Initiative hin viele der damaligen Kolleginnen und Kollegen sich bereit erklärten, zusätzliche Unterrichtsstunden, zum Teil auch fachfremd, zu erteilen.

Die wachsenden Schülerzahlen sorgten für eine nicht geringe Raumnot. Schon früh trat er daher als Schulleiter mit dem damaligen Schulkollegium in Münster in Kontakt. Letztlich war es aber der Entscheidung der Hemeraner Stadtvertretung zu verdanken, dass der geplante Bau eines modernen Rathauses verschoben wurde, um zunächst dem Raumbedürfnis des Gymnasiums zu entsprechen.

So entstand während seiner Zeit als Schulleiter in den Jahren 1974/75 der noch heute so genannte "Neubau" des Gymnasiums. Dem alten Bestandsgebäude wurden insgesamt 21 weitere Klassenräume hinzugefügt, dazu mehrere naturwissenschaftliche Fachräume sowie eine zweite große Turnhalle. Insgesamt wurde das Raumvolumen der Schule durch diese Maßnahme fast verdreifacht.

Schulleitung

Als Schulleiter war Dr. phil. Alfred Meyer als eine umfassend gebildete Persönlichkeit anzusprechen, zu dessen Amtsverständnis es gehörte, sich fachlich auf dem Stand der Zeit zu halten und namentlich die akademische Forschung nicht zu vernachlässigen: So publizierte er 1986, aufbauend auf seiner Dissertation, eine umfangreiche Monographie mit dem Titel "Der Zollverein und die deutsche Politik Bismarcks".

Im Kollegium sah er sich als "primus inter pares", der nach eigenen Aussagen weniger dirigistisch, als vielmer durch gutes Vorbild wirken wollte.  Hohes Pflichtbewusstsein, Disziplin und absolute Zuverlässigkeit bescheinigte ihm lobend auch die damalige Schulaufsicht. Diese und andere "preußische Tugenden" wusste er allerdings mit einem höflichen, taktvollen Auftreten und kultivierten Umgangsformen zu verbinden. Auch der Humor war ihm nicht fremd.

In den ideologischen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen der 70er Jahre, die zum Teil auch in das Hemeraner Gymnasium hineinwirkten, verhielt er sich konservativ, versuchte aber zu vermitteln. Insgesamt hatte seine ausgleichende Art das Ziel, eine harmonische und damit lernförderliche Atmosphäre herzustellen. Auch den Schülerinnen und Schülern gegenüber zeigte er sich milde und freundlich.

Ein großes Anliegen war ihm die Unterstützung des schulischen Fördervereins, dem er auch nach seiner Pensionierung lange die Treue hielt. Bei seiner Verabschiedung im Jahre 2004 (siehe Bild oben) konnte er auf eine fast 37-jährige aktive Mitgliedschaft in Vorstand und Beirat des "Vereins der Freunde und Förderer" zurückblicken.

Das Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium hat Alfred Meyer viel zu verdanken und wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Jörg Trelenberg / Bild: Schularchiv


Quellen
  • Autobiographischer Rückblick
  • Aufzeichnungen im Schularchiv
  • Jahresberichte des Gymnasiums
  • Publikationen des Fördervereins


Letzte Änderung: 26.05.2022