25.03.2023

Rote und grüne Linien auf dem Schulweg

Vor allem der Hol- und Bringverkehr verstopft die Straßen. Elternhaltestellen werden nicht angenommen


von Hendrik Schulze Zumhülsen
IKZ vom 24.03.2023

Hemer Grüne Linien ziehen sich auf einer Karte die Straßen entlang. Gekennzeichnet sind damit empfohlene Wege für die Kinder zur Schule. Für vier Grundschulen sind die Pläne schon fertig, in den kommenden Monaten soll es die Hilfen auch für weitere Grundschulen geben. Ein großes Problem hängt aber direkt mit den Schulen zusammen. „Elterntaxis“ bringen ihre Kinder direkt bis zur Schultür und verstopfen zu den Stoßzeiten die Straßen. Die Stadt versucht zu intervenieren, was das Problem aber nicht löst.

Aus Sicht von Charlotte Kees, Verkehrsplanerin der Stadt Hemer, wäre es sinnvoller, wenn die Kinder zu Fuß zu den Schulen gehen würden. Dabei verweist sie auch auf eine Rückmeldung der Lehrer. Kinder seien aufgeweckter und aktiver nach dem Schulweg und hätten sich mit den Gefährten schon „ausgequatscht“, was die Konzentration auf den Unterricht fördert.


Verkehrsplanerin Charlotte Kees und Bürgermeister Christian Schweitzer zeigen die  Schulwegpläne der Grundschulen

Schulwegplan weist den Weg über Zebrastreifen und Kreuzungen

Um den Weg besser zu finden, hat die Stadt für vier Grundschulen schon einen Schulwegplan herausgebracht. Für die vier weiteren Schulen soll der Plan noch kommen. Dort sind die grünen Schulwege, Fußgängerüberwege wie Ampeln oder Zebrastreifen sowie mögliche Gefahrenstellen aufgezeigt. „Die großen Kreuzungen überfordern Kinder schnell“, sagt Charlotte Kees. Die Schulwegpläne beruhen unter anderem auch auf Elternbefragungen. Die Pläne werden an die Schulen verteilt. Auf www.hemer.de kann man sie herunterladen.

Nur braucht es Übung, damit die Kinder sicher an der Schule ankommen. Eltern könnten mit den Kindern den Schulweg zum Beispiel im Vorfeld abgehen. Die Kinder täglich mit dem Auto zur Schule zu bringen, braucht dagegen nicht viel Vorbereitung. Dafür gefährden sie jedoch andere Schulkinder.

Lehrer und auch die Stadt versuchen, die Eltern dafür zu sensibilisieren. „Man muss auch beachten. Jedes Jahr verlässt ein Viertel der Kinder die Grundschulen und ein Viertel kommt nach“, beschreibt die Verkehrsplanerin den ständigen Vorgang. Die Gruppe der Eltern und Kinder verändert sich jedes Jahr.

Drei Elternhaltestellen hatte die Stadt im Dezember 2020 eröffnet – mit den weiterführenden Schulen als Adressaten. Diese werden aber nicht gut angenommen, wie Gespräche mit den Schulleitungen und Elternvertreterinnen zeigen.

Der Parkplatz „Königsallee“ für die Europaschule ist aus Sicht der Schulpflegschaftsvorsitzenden Nadine Hansen-Dill und ihrer Vertreterin Christiane Blümer-Michl nicht besonders günstig gelegt. „Morgens, zu den Stoßzeiten, ist dort viel Verkehr. Der Zu- und Abfluss vom Parkplatz würde den fließenden Verkehr eher behindern und es käme noch zu mehr Stau an der Kreuzung“, so die Meinung der Elternvertreterinnen. Zudem sei es nicht gerade einfach, vom Parkplatz runterzukommen und die Straße in Richtung Parkstraße zu überqueren. Allgemein fehle es zudem an einem Fußgängerübergang an der Parkstraße. Schulleiter Kai Hartmann schlägt dafür einen Zebrastreifen über die Parkstraße auf Höhe des unteren Parks an der Klaus-Funke-Straße vor.



Hol- und Bringzone der Realschule
Hol- und Bringzone der Gesamtschule

Parkende Autos sorgen für Verkehrschaos

Ein weiteres Problem stellt die Kreuzung Breddestraße/Grafschaftsweg/Haarweg aus Sicht der Elternvertreterinnen dar. „Dies ist ein absolutes Nadelöhr“, sagt Nadine Hansen-Dill. Die Autos würden nicht in den vorgesehenen Parkbuchten halten. Im Grafschaftsweg werde fast immer bis zur Kreuzung hoch geparkt – ein ständiges Verkehrschaos.

Der zentral gelegene Parkplatz am Hademareplatz wird offenbar auch nicht besonders oft als Hol- und Bringzone für das Woeste-Gymnasium genutzt. „Es ist zu weit weg von der Schule“, schätzt es Schulpflegschaftsvorsitzende Birte Anders ein. Anreize gegen das „Elterntaxi“ haben anscheinend bisher auch nicht gefruchtet.

Selbst Hausaufgabenfreigutscheine hätten nicht für das erhoffte Ergebnis gesorgt. Schulleiter Prof. Jörg Trelenberg bittet die Eltern in Schulrundbriefen darum, die Kinder nach Möglichkeit 100 bis 200 Meter vorher in den Wohngebieten aus dem Auto zu lassen. Das würde das Gefahrenpotenzial direkt an der Schule verringern. Insgesamt seien die Verkehrsprobleme vor der Schule aber „nicht so dramatisch“, wie es Birte Anders weiter schildert. Am vergangenen Elternsprechtag hat sie nachgefragt. Besondere Verkehrshindernisse oder Baustellen brennen den Eltern anscheinend nicht unter den Nägeln.

Viele Eltern fahren mit ihren Autos auf den Schulhof

Wie die anderen Hol- und Bringzonen wird auch der Parkplatz an der Urbecker Straße hinter McDonald's nicht gut besucht, wie es Schulpflegschaftsvorsitzende Anja Schmöle für die Realschule berichtet. Ein nicht unbedingt günstiger Teil des Schulweges geht für manche an der Kreuzung Schützenstraße/Urbecker Straße/Am Haseloh vorbei. „An der Stelle in der Nähe des Kiosks ist es schwierig, die Straße zu queren“, beschreibt sie es. Weiterhin sorgen viele parkende Autos entlang der Urbecker Straße für eine eingeschränkte Sicht.

Udo Sonnenberg, kommissarischer Schulleiter der Hans-Prinzhorn-Realschule, berichtet davon, dass viele Eltern mit ihren Autos auf den Schulhof fahren. Am Eingang würde er sich eine kleine Bodenschwelle wünschen.

Aus Sicht der Stadt haben die Hol- und Bringzonen eine gute Lage. „Jeder, der das Verkehrschaos vor der Schule nicht möchte, hat eine Alternative“, sagt Bürgermeister Christian Schweitzer. Zudem sei der Weg zu Fuß für die Kinder gesünder. Der Kommunale Ordnungsdienst ist ebenfalls regelmäßig an den Schulen, um Bußgelder an Parksünder zu verteilen. Besonders arg ist die Situation aus Sicht der Stadt an der Europaschule. Dort versperren die Autos der Eltern teilweise den Busverkehr. Ein mögliches „letztes Mittel“ der Kommune wäre die Sperrung der Straße mit Freigabe für Linienbusse. Bisher gibt es aber laut Stadt keine Pläne, so weit zu gehen.



Letzte Änderung: 25.03.2023