Die Stellung des Religionslehreunterrichts als ordentliches
Lehrfach verpflichtet ihn, genau wie alle anderen Fächer, zur
didaktischen Auseinandersetzung mit Medien. Durch die neu
entstandenen Kommunikationsmöglichkeiten werden einerseits neue
Chancen religiöser Erfahrung geöffnet, andererseits aber auch
Fragen hinsichtlich eines verantwortungsbewussten Umgangs mit den
hierdurch eröffneten Möglichkeiten aufgeworfen, wodurch der
Bereich ethischer Bildung unmittelbar berührt wird.
Im Blick auf die Medienkompetenz und Medienbildung hat der
Religionslehreunterricht drei Ziele:
- Schüler zu einem befreiten und verantwortlichen Umgang mit
Medien anzuhalten, d.h. dass die in den Medien artikulierten
Positionen und Selbstdarstellungen zu Gottes Ziel relativ in
Beziehung zu setzen sind. Sie sollen das eigene Selbst- und
Weltbild nicht allein durch die von Menschen gemachte
Medienwelt bestimmt erleben, sondern auch erfahren, dass sie
sich in Gottes Liebe als Grund und Ziel allen Daseins
aufgehoben wissen können.
- Sie sollen am gemeinschaftsfördernden Charakter von Medien
mitwirken, was bedeutet, sich eigenständig medial so
auszudrücken, dass Regeln des von Gott gewollten gedeihlichen
Miteinanders eingehalten werden. Das bedeutet aber auch, sich
kreativ durch mediale Produktion an Gottes schöpferischem Weg
zu uns zu beteiligen.
- Sie sollen religiöse und andere sinndeutende Symbole,
Botschaften und Informationen aus allen Medien erkennen und
dabei beurteilen, ob sie befreiend und lebensfreundlich
wirken.
Beim Einsatz der Neuen Medien im RU geht es weder um
Methodenmonismus, noch soll der Computer zum Zentralmedium werden.
Die Entscheidung über den Einsatz der Neuen Medien im RU bleibt an
allgemein didaktische und fachdidaktische Kriterien gebunden, aus
denen zwei hervorzuheben sind:
- Welcher Zusatznutzen oder Mehrwert wird durch die Neuen
Medien ermöglicht?
- Welche Inhalte des Faches erschließen sich über die Neuen
Medien in besonderer Weise?
Im Rahmen des Religionslehreunterrichts kann an mehreren Stellen
ein inhaltlicher Bezug zur Medienkompetenz hergestellt
werden: z.B.
fachspezifisches Recherchieren im Netz (z.B. Umgang mit Trauer:
virtuelle Friedhöfe, Selbstdarstellung der Muslime im Internet
o.Ä.):
- Virtueller Besuch von biblischen und kirchengeschichtlich
bedeutsamen Stätten
- Präsentation von Referaten
- Dokumentation von Unterrichtsreihen in Form von Webseiten
- Erkunden lokaler Gegebenheiten mit geschichtlichem oder
religiösem Bezug, z.B. Kirchen, Gedenkstätten
- Arbeit mit Lernsoftware (stoffliche Inhalte:
Bibel/Kirchengeschichte/Grundwissen über Fremdreligionen)
- Performativer Umgang mit biblischen und poetischen Texten
- Spezifische Möglichkeiten von E-Mails zur Realisierung
eines interkonfessionellen und/oder interreligiösen Dialogs
- Entschlüsselung und Einordnung religiöser Symbole in
massenmedialer populärer Alltagskultur
- Analyse und Vergleich der religiösen Grundierung des WWW
und ihm zugrunde liegenden Ideen mit unserer religiösen
Orientierung
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